Wenn das kein Zeichen ist für das ganze Land: im kleinen Oberwesel steht das Volk zum zweiten Mal auf gegen die Macht eines Klinik-Konzerns. Die leidige Floskel „Wir können eh nichts tun“ ist außer Kraft gesetzt. Die Politik kämpft über politische und ideologische Grenzen hinweg für den Erhalt der Loreley-Kliniken St. Goar und Oberwesel. Die Meldung des Tages und juristisch noch nicht abgesegnet kam von MARIUS STIEHL: die Marienhaus-Holding darf nicht irgendein Haus schließen!
Rums, die Info hat gesessen und frenetischen Beifall los getreten. Träger von Krankenhäusern und Seniorenzentrum sei alleine die Krankenhaus GmbH St. Goar-Oberwesel, so STIEHL. Und: „Wir können diese Häuser als Kommunen weiterführen“. Rechtsanwaltliche Klarheit erhofft er sich von einem Termin am Mittwoch.
Zunächst aber war Protest geboten:
schrie CHRISTIAN ALBRECHT ins Mikrofon vor über 800 Menschen auf dem Marktplatz. Sein engagierter Einstieg als Moderator markierte den Auftakt zu einer verbalen Attacke gegen die Marienhaus-Holding, bei der alle Offiziellen bis hin zum Klinik-Chor über sich hinaus wuchsen.
Fest steht aber auch: erst der unerwartet heftige Widerstand der Bürgerschaft hat Politik und Verwaltung d i e s e n Zunder unter dem Allerwertesten gemacht.
Dann schlug die Stunde einer engagierten Mitarbeiterin:
So beschrieb die „Krankenschwester aus Berufung“ ihre Begeisterung über die Zusammenarbeit mit den Ärzten der Klinik. Bereits ein auf Verdacht hin geäußertes „Bauchgefühl“ ihrer Mitarbeiterinnen sei von den Medizinern ernst genommen worden.
Zur Unterstützung der treuen Mitarbeiterin hatte sich der Klinik-Chor in Stellung gebracht:
so klingt jetzt der Refrain des weltbekannten Loreley-Liedes, nachdem sein geschätzter Wortlaut von der ersten bis zur letzten Strophe von aufgebrachten Seelen aus dem „Chor der Loreley-Mitarbeiter“ umgetextet wurde. „Feuerwehr“-ALBRECHT auf Höhenflug sah den Chor bereits als Kandidat für VOICE OF GERMANY .
Der Lifestream mit FRANZISKUS WEINERT (Kamera) und Moderator CHRISTIAN BÜNING lief wie bei der ersten Demo prallel zur Veranstaltung auf facebook und sorgte für Aufrufe, die wie eine Rakete durch die Decke gingen.
kurz erwischt in einer Moderationspause: CRISTIAN BÜNING
Seit der ersten Demo ist der Bürgermeister der Verbandsgemeinde im Großeinsatz für den Erhalt der Loreley-Kliniken. 82 Telefonate an einem Tag haben immerhin bewirkt, dass die Marienhaus-Holding überraschend zu neuen Verhandlungen bereit ist.
Ein ungewöhnlich starkes Engagement in einer Sache, die jetzt in andere Hände wandert: BUNGERT scheidet in Kürze aus dem Amt des VG-Bürgermeisters.
Nachricht des Tages:
Das jedenfalls ist, wie gesagt, die Überzeugung von MARIUS STIEHL, mitgebracht aus einem Meeting mit einem Rechtsanwalt. „Besitzer der Loreley-Kliniken und des Seniorenzentrums sei einzig die Krankenhaus GmbH Oberwesel“. Und: „Wir können als Kommunen diese Häuser weiterführen“. Ein Anwaltstermin am kommenden Mittwoch soll endgültige Klarheit bringen.
STIEHL rief auf zu Spenden für besagten „Kolping-Förderverein Krankenhaus und Seniorenzentrum Oberwesel e. V.“ Der Zusammenschluss sei nur so stark wie die Zahl seiner Mitglieder und operiere als „wichtiger Ansprechpartner auf der politischen Schiene“.
FALKO HÖNISCH, St. Goarer Bürgermeister und als Opernsänger ohnehin den feinen Tönen zugetan protestierte stilgerecht: „Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder, böse Menschen ………………….usw.“ Sein Fazit:
Und überhaupt: „Wie auch immer undenkbar“ sei für ihn die Zusammenarbeit mit der Marienhaus-GmbH.
Im Reigen unermüdlicher Solidaritätsbekundungungen darf eine dankbare Patientin nicht fehlen: Ihre bewegende Krankheitsgeschichte schilderte MARITA JOST. Sie ist den Loreley-Kliniken unendlich dankbar für ausgezeichnete Heilung – für sie selbst und für ihren Ehemann.
(Anm. d. Redaktion: Ihr Foto wurd nix, liebe Frau Jost. Sie hätten ein besseres verdient, aber der Akku streikte.)
Solidarität demonstrierte auch PETER UNKEL, der designierte Bürgermeister der künftigen Groß-Verbandsgemeinde „Hunsrück-Mittelrhein“. Sein begeisterter Ausruf „mit welcher Kraft der Mittelrhein hier aufgestanden ist“, erntete donnernden Applaus.
Doch erst mit voller Wucht auf Gegenkurs zur Holding steuerte
Laut QUETTING hat seine Gewerkschaft eine Anlaufstelle SONDERREGELUNG LORELEY geschaffen. Hier würde jeder beraten, ob Mitglied oder nicht. Frenetischen Beifall gab es für seinen Kommentar: „Eine christliche Einrichtung muss an ihren Werken erkennbar sein“.
AXEL STRÄHNZ, niedergelassener Arzt aus Oberwesel und ehemaliger Mitarbeiter der Loreley-Kliniken empörte sich u. a. über die praxisferne Verordnung: ein Facharzt-Termin in 30 km Umkreis hieße: zur Behandlung ab über den Rhein nach Nastätten, was schon die Römer nicht gepackt hätten.
STRÄHNZ fühlt sich den Loreley-Kliniken besonders verbunden: auf verzweifelter Suche nach einer Anstellung während seiner Arbeitslosigkeit sei ihm dort wieder ein Neuanfang geboten worden.
brachen zwei alteingesessene Oberweseler: CHRISTIAN und MAXIMILIAN JÄCKEL. Sohn „Max“ will demnächst den seit drei Generationen existierenden Handwerksbetrieb übernehmen. Er verwies auch auf HEIKE ZIMMER, die Mitinitiatorin der ersten DEMO, die ebenfalls das Geschäft ihrer Eltern weiterführen will.
Dies aber gelinge nur unter guten Standort-Bedingungen in der Region, wozu im Falle Oberwesel u. a. einem Krankenhaus gehöre.
Nun will man Spenden sammeln, um die Krankenhaus-Rücklagen aufzustockenen. Im Zweifelsfall soll damit ein Rechtsstreit mit der Marienhaus-Holding finanziert werden. CHRISTIAN JÄCKEL machte den Anfang mit einer Spende von 10.000 Euro.
DR. KARSTEN BINGHAM, leitender Facharzt der Loreley-Klinik Oberwesel riss in einem mutigen Appell noch einmal alle mit: Der Generalbevollmächtigte ziehe „als Wirtschaftsnomade durch das Land, um eine berühmte Klinik nach der anderen zu schließen“. Von Handlangern wie ihm werde das Gesundheitswesen derart degradiert, dass nicht mehr der Mensch im Vordergrund steht sondern nur noch der reine Profit.
Sein Appell an alle Marienhaus-Ordensschwestern: „Setzen Sie sich dafür ein, dass das Lebenswerk von Mutter Rosa nicht zerstört wird!“
Trotz klammen Temperaturen von 6 Grad Celsius hielten alle Demonstranten tapfer durch. Zum Aufwärmen gab´s Glühwein für die Großen, die kleinen Demonstranten süffelten heiße Süßgetränke.
Ein dickes Dankeschön an Oberwesel und die ganze Region für tapferes Aufbegehren gegen die Monetarsierung unserer Gesundheit. Auch meine Bandscheibe ist keine Ware.
hier die lifestreams der Demo am Sonntag, den 10. 11. 1990:
https://www.facebook.com/franziskus.weinert/videos/2597448990315799/UzpfSTEwMjY5ODUzNDUxNDUzNDoxMDk3NzgwOTM4MDY1Nzg/
Link: 2. Teil
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