In Lebensgefahr sind Rollstuhlfahrer, die in halsbrecherischer Aktion über die steile Treppe der Bahnüberführung transportiert werden müssen. Doch die Rhein-Nahe-Touristik ist nicht bereit, sich mit einer Protestnote bei der DEUTSCHEN BAHN AG für die Reparatur des seit Anfang Oktober defekten Fahrstuhls einzusetzen. Nicht einmal die am Lift für Beschwerdefälle angebrachte Telefonnummer des Konzerns will man kontaktieren.
„Guter Rat“ ist aber drin: Wenn mir was nicht passe, könne ja i c h die DB anrufen.
Geht´s noch ignoranter!
Wenn „die Presse“ vor den Kopf gestoßen wird, ist das nicht weiter von Belang. Gegenwind gehört zum Journalismus und macht geländegängig. Was aber, wenn dies auch der allgemeine Ton der TI im Umgang mit Besuchern ist, die auf solide Infos angewiesen sind?
Wie kommt das bei Gästen an, wenn Christian Kuhn, der Geschäftsführer der RHEIN-NAHE-TOURISTIK, mit Zeit en masse im Hinterkopf verbissen auf seiner Nichtzuständigkeit beharrt, obgleich er in denselben zehn Minuten mindestens zweimal bei der BAHN gegen den Missstand hätte protestieren können?
Zudem in der winterlichen Nichtsaison, an einem Freitag morgen mit Null Publikumsverkehr in der TI und einer menschenleeren Stadt. Überarbeitung sieht anders aus!
Und wie steht die Gastronomie zu solchem „Engagement“, die darauf setzt, dass sich der Gast in Bacharach gut aufgehoben fühlt?
Frage auch: was ist von dem spritzigen Aufruf am „Lob- und Tadelkasten“ im Eingang der TI zu halten,
wenn dem Gast im persönlichen Gespräch vielleicht dieselbe Ignoranz entgegen schlägt wie „rund um Bacharach“.
Spätestens beim tadeln dürfte das happening für ihn ein Ende haben.
So isses. Die Aufzüge sind ständig irgendwie kaputt, Passagiere sitzen fest, werden medienwirksam von der Feuerwehr wieder befreit, und die Zahl abtrünniger Touristen wächst, die an Bacharach vorbeifahren, um sich den Stress mit defekten Auszügen zu ersparen. Was schert´s DIE BAHN, es ist nicht ihr Verlust.
Doch wenn ein Großkonzern in einem weltbekannten Touristenort nach zweieinhalb Monaten einen Fahrstuhl immernoch nicht repariert hat, ist das unentschuldbar rücksichtslos und
Peinlich offenkundig wurde dies zuletzt, als die Familie Eichner, Pächterin der KD-Agentur, in Rente ging.
Über drei Generationen hinweg hatte die Sippe Büttner/Eichner Agentur und Kiosk der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt geführt. Dennoch hatte die TI eine offizielle Verabschiedung der Eichners nicht auf dem Schirm.
Erst auf Druck aus der Bürgerschaft – und erst dann! – war man bereit, das Ausscheiden der alteingesessenen Familie in einem kleinen Akt zu würdigen.
Denkbar, dass dies in der Amtszeit von Stadtbürgermeister Dieter Kochskämper n i c h t passiert wäre.
Auf offiziellem Weg und mit allem Nachdruck hatte dieser einst gegen die bereits beschlossene Schließung der Filiale der DEUTSCHEN POST AG in Bacharach protestiert
Sein Argument, der Verlust der Anlaufstelle sei für eine vom Tourismus lebende Stadt untragbar, hatte überzeugt!
Auch Kochskämper war nicht zuständig für die Belange der DEUTSCHEN POST AG, aber geprägt von Verantwortungsgefühl und sozialem Engagement. Letzteres kann Berge versetzen, wenn es Bürger gibt, die sich wehren:
ist längst zum Schlagwort im Kampf wider die Allmacht eines Großkonzerns avanciert. Es stammt von Heike Zimmer*) , Floristin aus Oberwesel, und absolut nicht zuständig für den Erhalt von Krankenhäusern.
Ihr Aufruf zur Demo wider die geplante Schließung der Loreley-Kliniken St. Goar / Oberwesel hat sie zur „Ikone der Protestbewegung“ gemacht und das selbstgefällige Gebahren eines Großkonzern erschüttert.
Wetten dass dies auch in Bacharach möglich ist. Die DEUTSCHE BAHN ist nicht allmächtig!
*)
„Aber dann kam der Trotz, und zwar volle Kanne’“ – 7 Fragen an Heike Zimmer