Die Maus ist ein Brett, mit dem die Deutsche Bahn AG die seit Anfang Oktober 2019 defekte Fahrstuhltür auf Bahnsteig eins stoß- und trittsicher verbarrikadiert hat.
Warum erst jetzt, bleibt ihr Geheimnis, immerhin bestand erbliche Verletzungsgefahr, denn die Bacharacher Feuerwehr hatte zur Befreiung einer Touristin das Panzerglas des Lifts zertrümmern müssen.
Nun kreiste die Bahn abermals und gebar die nächste Maus: eine kaputte Fahrstuhltür auf Bahnsteig zwei. So geschehen bereits vor ein paar Wochen, doch repariert ist bis jetzt gar nichts.
Seitdem häufen sich auf den zwei langen, steilen Treppen der Bahn-Überführung die Beinahe-Abstürze von Fahrgästen mit sperrigen Gehhilfen, Einkaufswagen, Handgepäck und schweren Rucksäcken.
Geradezu gestraft sind Menschen mit Behinderung. Wer als ahnungsloser Zeuge die halsbrecherischen Beförderungsmanöver von Rollstuhlfahrern erleben muss, dem sträuben sich die Nackenhaare. Schwer nachvollziehbar vor allem jene Not, die im Herzen eines vom Schicksal ohnehin gestraften Menschen umgeht, wenn der sich brutal von einem Großkonzern wie der Deutschen Bahn AG im Stich gelassen fühlt.
Wer mit dem Rollstuhl an kommt, ist der Barmherzigkeit von Reisenden mit starken Schultern ausgeliefert und muss hoffen, dass sein Transport über die lange Treppe reibungslos verläuft. Der Durchschnitts-Fahrgast ist kein Möbelpacker oder Sanitäter.
Und ist kein Helferich in Sicht, muss das Opfer warten, bis der nächste Zug einfährt oder der übernächste – in der Kälte, in der Hitze, gelegentlich auch mal zu später Stunde …. Anzunehmen, dass jeder, der so ignorant empfangen wird in Bacharach, der Stadt wahrscheinlich nicht ein zweites Mal die Ehre gibt.
Gewiss auch nicht der Ehemann einer Bahnreisenden aus England, die gerade mit der DB telefoniert, als „rund um Bacharach“ ein Foto schießt.
Kann die Bahn dafür sorgen, dass mein Mann im Rollstuhl über die Treppe getragen wird? Geht nicht? Warum nicht? Wissen Sie nicht? Was soll ich machen? Das wissen Sie auch nicht ….., wieso nicht ……?“
Das war´s. Mehr war nicht drin.
Erfreulicherweise lockt es trotz der „toten“ Jahreszeit Zugreisende nach Bacharach und das in Schaaren, wie jeder sehen kann, der just dort lebt, wo die Bahn kreist. Pech für den Gast jedoch, der mit dem Fahrrad anreist. Sein abenteuerlicher Treppenauf- und Abstieg zur Begrüßung wird kaum nach Wiederholung rufen.
Wer zudem regelmäßig Zeuge wird, wie Mütter die steile Treppen rauf- und unter balancieren, auf einem Arm den Säugling und an der Hand den schweren Kinderwagen, verliert die Zuversicht, dass derartige Manöver auf Dauer gut ausgehen.
Wen wundert´s da noch, dass die
offenbar bis jetzt noch nicht von der DB bemerkt wurde. Jedenfalls sieht es so aus. Kein Hinweis, kein Absperrungsband, allein die Tür steht offen und der Lift rührt sich nicht vom Fleck.
Es ist bekannt, dass verärgerte Bacharacher der Bahn mittels der „für Rückfragen“ am Lift vermerkten Rufnummer energisch auf die Pelle rücken.
Marianne Kraus hat gar einen Brief geschrieben und Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schleis während seiner Amtszeit, wie er beteuert, „nie aufgegeben und immer wieder nachgehakt“. Inzwischen ist Bacharach ganz ohne Bürgermeister und die Erfahrung hat gezeigt, dass jeder Aufzug, der repariert wird, in Kürze zuverlässig wieder streikt.
Bleibt nur die Hoffnung, dass die Bahn noch einmal kreist und mit einer komplett neuen Liftanlage niederkommt.
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Nachtrag:
„Der Berg kreiste und gebar eine Maus“: HORAZ, römischer Dichter, 65 – 8 vor Christus