Nichts als ignorante Leere füllte einst in der Langstraße die tote Ecke vor dem Teppenaufgang zur Stadtmauer. Ein urbanes Niemandsland war das, der verstaubte Klecks von gar nichts inmitten unserer bunten Fachwerkhäuserwelt, nix, absolut gar nix, was Spuren innerstädtischen Lebens hätte ahnen lassen.
Bis dort das stattliche Gemäuer eines Ziehbrunnens aus dem späten Mittelalter Auferstehung feiern durfte.
Unser “Altes Haus” ist weltbekannt und nicht nur das: es strahlt einen Willen zum Leben aus, der so stählern rüberkommt, dass sich im Kopf der Bevölkerung die Gewissheit verschanzt hat, es sei schon immer da gewesen.
Schließlich existiert kein noch so altväterliches Foto, kein zeitgeschwärztes Ölgemälde, kein Uralt-Stahlstich und keine vergilbte Kohlezeichnung vom Marktplatz unserer kleinen Stadt, worauf nicht schon das „Alte Haus“ die Stellung hält.
Der Weg hinauf ist so verbissen steil, dass der Mensch darauf schon mal ins Schwitzen kommt, aber die Kraxelei lohnt sich!
Einmal oben auf der alten Stadtmauer, genießt der Gast einen Panorama-Blick, der die Träume fliegen lässt – wohin, davon wird noch die Rede sein.
(Klar doch: korrekt heißt es d e r Efeu. Aber bei uns sagt man d a s Efeu, o k.?)
Wo das Efeu über alte Mauern kriecht, lebt jene zauberhafte Stimmung erst so richtig auf, die jährlich zahllose Touristen in das Tal der Loreley lockt. Die Rheinromantik heute profitiert von diesem einmaligen Bauchgefühl, das die Träume fliegen lässt, obgleich hier doch das Abschiednehmen großes Thema ist.
Aber so ist das: Ein Epoche hoher Blüte liegt in Trümmern, doch ein Lied geht auf die Reise “Warum ist es am Rhein so schön ….” Es lebe der Widerspruch.
Wer liebt ihn nicht, den malerischen Palisadengang hoch oben auf der alten Stadtmauer! Doch manch ein Tourist bekommt ihn gar nicht zu Gesicht. Das ignorante Zwergenschildchen, am Ende der Bauersgasse unterhalb der Mauerkante angedübelt, wird allzu gerne übersehen. Tatsächlich aber steht dort schwarz auf weiß: „Zur Stadtmauer. Öffentlicher Weg”.