„Die Verbandsgemeinde tut nix“ ist ein geflügeltes Wort, das gerne als Argument vorgeschoben wird, wenn gelegentlich etwas nicht funktioniert. Spätestens jetzt dürfte die Ausrede nicht mehr greifen: VG-Bürgermeister Karl Thorn hat sich des Dramas um den seit Anfang Oktober 2019 defekten Fahrstuhl am Bahnhof Bacharach angenommen. Seine Beschwerde bei dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG brachte die Wende. Es wurde repariert!
Nun muss noch die Feuerwehr in ihre Sonder-Aufgaben eingewiesen sein. Erst wenn das geschafft ist, darf der Fahrstuhl offiziell wieder in Betrieb gehen.
Die Freude über die Reparatur dürfte nicht allzu euphorisch ausfallen. Der Ärger mit defekten Fahrstühlen wird sich laut den Mitarbeitern der mit der Reparatur beauftragten Firma AUFZUG SERVICE LANG regelmäßig wiederholen. Zum einen angeblich, „weil die Menschen rücksichtslos mit Fahrzügen um gehen“. Andererseits aber auch, weil die Lifte ohnehin reparaturanfällig sind, da es sich um technisch hoch empfindliche Konstrukte handelt.
Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Gründe, die die Reparaturen monatelang hinausgezögert hatten. Wie zu erfahren ist, liefert die THYSSEN AG, Hersteller und Lieferant der Aufzüge, keine Ersatz-Teile mehr für ihre alten Fahrstühle. Doch die aktuellen Tür-Modelle lassen sich nicht mehr in die alten Schächte einbauen, was bedeutet, es müssten neue Lifte gekauft werden.
Um dies zu vermeiden, wurde besagte Firma AUFZUG-SERICE LANG beauftragt, einen speziell von ihr zusammengebauten Ersatz aus Rahmen, Laufschiene und Tür im Fahrstuhl einzusetzen. Dies ist nun geschehen.
Die Aufträge für Spezialarbeiten dieser Art aber werden den Technikern vermutlich so schnell nicht ausgehen, da die reparaturanfälligen Kolosse weiterhin Probleme machen und die Mannen nach eigener Einschätzung „ständig irgendwo im Einsatz sein werden“. Dies sei auch der Grund, weshalb Bacharach so lange habe mit der Reparatur warten müssen.
Die zähe Vorgeschichte des Dilemmas könnte fast in die lokalen Analen eingehen. Etliche Anrufe aus der Bevölkerung über Monate hinweg und permanentes Nachhaken von Bürgermeister Karl-Heinz Schleis hatten nichts bewirkt.
Regelmäßige Beinahe-Unfälle und lebensbedrohliche Beförderungsmanöver beim Transport von Rollstuhlfahrern sorgten für ständige Empörung bei Bürgerschaft und Gästen der Stadt.
Nicht zu vergessen die Klagen der Zugführer, die sich auf der Strecke zwischen Koblenz und Mainz von den Beschwerden frustrierter Reisender wegen der Zustände am Bahnhof Bacharach regelrecht belästigt fühlten. Ständig stand auch die Frage im Raum, wer zeichnet in der Sache verantwortlich und haftet bei Unfällen.
Demzufolge ist nach Auskunft von Rechtsanwalt Peter Keber, Bacharach, die DB grundsätzlich verpflichtet, das Bahngelände normal begehbar und jeden defekten Fahrstuhl umgehend betriebsbereit zu machen. Sie haftet außerdem vollumfänglich für alle Unfälle.
Mit dieser Information und den Links von drei Blog-Beiträgen zum Dauer-Ärgernis „Defekter Fahrstuhl“ hat sich „Rund um Bacharach“ an VG-Bürgermeister Karl Thorn gewandt und um Hilfe gebeten..
Thorn konnte nach umfangreichen Recherchen einen wichtigen Ansprechpartner in der Sache ausfindig machen: KLAUS VORNHUSEN, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Rheinland-Pfalz und das Saarland.
Er vertritt gegenüber den Ländern, der Wirtschaft und anderen Institutionen sämtliche Interessen des Unternehmens und operiert auch als Ansprechpartner für die Politik.
Es darf davon ausgegangen werden, dass die von Thorn dort vorgetragenen Probleme eines weltbekannten Touristenortes wie Bacharach ernst genommen wurden: nur einen Tag, nachdem der VG-Chef „rund um Bacharach“ telefonisch von seinem Vorgehen informiert hatte, begannen die Reparaturen am Fahrstuhl!
Nicht hundertprozentig nach Wunsch. Die Lifte werden nach wie vor immer einmal wieder streiken, das steht fest. Möglich auch, dass bei Beschwerden trotz der an den Fahrstühlen angebrachten Notrufnummer wegen der hohen Anzahl fälliger Reparaturen nach wie vor zeitliche Verzögerungen auftreten.
DB Pressestelle in Frankfurt: Tel.: 069 / 26524911
Sie könnte als Anlaufstelle bei unnötig langen Wartezeiten nützlich sein.
Dort hat man laut Recherchen von „Rund um Bacharach“ offensichtlich nichts gewusst von den Problemen in Bacharach, sich aber hell entsetzt gezeigt über den Missstand als solchen.
Man versicherte glaubhaft, Beschwerden ernst zu nehmen,“umgehend zu klären, wo es hakt, Beanstandungen an die zuständigen Stellen weiterzuleiten, und wenn sich dann nichts bewegt, gibt es Aufruhr“.
Nicht ganz, noch fehlt der letzte Schritt zum Glück: die Feuerwehr muss offiziell in ihre Aufgaben eingewiesen werden.
Wie berichtet werden die Floriansjünger per Notruf zur Hilfe gerufen, wenn ein besetzter Fahrstuhl streikt. Gezwungenermaßen hatten sie im Oktober den Lift aufbrechen müssen, um eine Touristin zu befreien. Die DB hatte versäumt, der Feuerwehr einen passenden Schlüssel auszuhändigen.
Was bleibt ist allgemeine Fassungslosigkeit über den ignoranten Umgang der Deutschen Bahn AG mit ihren Kunden. Dem Verbandsbürgermeister indes gebührt ein dickes Dankeschön!